Die Burgruine der Burg Hammerstein

Geht man in den Rheinanlagen in Andernach spazieren, ist besonders der Blick stromabwärts reizvoll, auf die gegenüberliegenden Weinberge von Leutesdorf und Hammerstein und, gleich dahinter, eine Erhebung, die einst von einer der ältesten Burgen am Mittelrhein gekrönt war.
Seit ihrer Zerstörung durch die Franzosen 1688 ist sie nur noch eine Ruine, als Ziel für Wanderungen nichtsdestotrotz nach wie vor beliebt, genauso wie in früheren Jahrhunderten als klassisch-rheinromantisches Motiv von Malern und Aquarellisten.

Weingerge bei Hammerstein

Das Heilige Römische Reich deutscher Nation

Kaum einer ahnt angesichts der idyllischen Szenerie, dass die Burg im 11. Jahrhundert Schauplatz von Ereignissen war, die das Heilige Römische Reich deutscher Nation heftig erschütterten. Das erste ist die so genannte „Hammersteiner Ehe“, die der Konradiner Otto von Hammerstein (951 – 1036) mit Irmingard von Verdun (um 975 – 1042) einging, Tochter des lothringischen Dux Gottfried des Gefangenen aus der Sippe der Wigeriche, einer der ältesten europäischen Adelsfamilien. Irmingard war eine entfernte Verwandte Ottos, so dass Kaiser Heinrich II. auf Drängen des Mainzer Erzbischofs Erkanbald Einspruch gegen die Ehe erhob. Vergeblich. Da Otto und Irmingard nicht einer Vorladung vor das erzbischöfliche Gericht folgten, wurde das Paar 1018 in Nimwegen exkommuniziert und ihre Ehe kurz darauf beim Reichstag in Bürgel für unrechtmäßig erklärt.

Rheinromantik bei Andernach

Hammersteiner Ehestreit

Nur scheinbar unterwarf sich Otto im „Hammersteiner Ehestreit“ dem Urteilsspruch, lebte aber trotzdem weiter mit Irmingard zusammen; quasi als Druckmittel wollte er den Mainzer Erzbischof in seiner Burg gefangen nehmen, scheiterte aber und erwischte nur dessen Gefolge. Die Reichsversammlung beschloss daraufhin eine härtere Vorgehensweise gegen Otto; Kaiser Heinrich IV. belagerte mit seinen Truppen drei Monate lang die Burg Hammerstein, die Weihnachten 1020 kapitulieren musste.

Anders als ihr Mann, der sich 1023 noch einmal unterwarf und die Schriftstellerin Adelheid von Stolterfoth in ihrem Gedicht „Kaiser Heinrich IV: auf der Flucht in Hammerstein“ thematisiert. Heinrich IV., der die bei der Belagerung 1020 stark zerstörte Burg 1071 wiederaufbauen ließ, kehrt nach Hammerstein, wo Wolf mit seinen beiden Töchtern lebt und wo eine Zeitlang die Reichsinsignien aufbewahrt wurden, zurück – als geschlagener, von seinem eigenen Sohn abgesetzter Herrscher. So betrüblich das auch für Heinrich sein mag – es ist dieses Ereignis, was Wolf, der zuvor mit seinem Schicksal als Erbe-loser Burgherr hadert, dazu bringt, den Wert seiner häuslichen, spinnenden und webenden und ihn heiß und innig liebenden Töchter zu erkennen.

Wolf und seine Töchter

„Er deckt mit beiden Händen Das bleiche Angesicht. –
Doch Wolf erhebt sich schweigend, vor seinem Aug‘ wird’s Licht.
Er fühlt sich sanft umschlungen von seiner Töchter Arm,
Er fühlt auf seinen Händen auch eine Thräne warm.

‚Wohl dir!‘ sagt Kaiser Heinrich mit sanfter Stimme nun,
Du wirst an treuen Herzen zur letzten Stunde ruh’n.
Kein Sohn ersehnt dein Erbe mit wilder Ungeduld,
Und fügt zum stillen Wunsche vielleicht die off’ne Schuld“

Bank an der Burgruine Hammerstein

Eine zweite Dichterin singt ihrerseits das Lob der braven Töchter, Prinzessin Elisabeth zu Wied, die spätere rumänische Königin, in ihrem unter ihrem nom de plume veröffentlichten Epos „Hammerstein“ – und schafft es gleichzeitig, damit auch einer Frau aus ihrer eigenen Familie, Mechthild zu Wied, ein literarisches Denkmal zu setzen, Mechthild von Sayn, Mechthild wird hier zu einer Inkarnation häuslichen Friedens und häuslicher Harmonie, ein weibliches Gegenbild zur von Macht- und Habgier, von Krieg, Intrigen und Gewalt beherrschten Männerwelt.

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